Mittwoch, 19. Dezember 2012

Tag Null


Noch 5 Tage bis Weihnachten und ich hab mir jetzt schon was geschenkt: einen Blog. Ich hab monate- vielleicht sogar jahrelang mit dem Gedanken gespielt zu bloggen, aber irgendwie hab ich mich dann nie wirklich durchringen können, tatsächlich damit anzufangen. Immer gab’s andere Gründe. Andere Ausreden. Primär wahrscheinlich deshalb, weil ich ausgeschrieben bin. War. Mein Leben lang hab ich viel geschrieben, Briefe, Tagebücher, E-Mails, Geschichten. Schreiben war lang mein Ventil, meine Zuflucht, mein Daseins-Beweis sogar irgendwie. Wenn es am Papier stand, dann wurde es Wirklichkeit, wurde es greifbar.  Aber diese Zeiten sind – zum Glück – vorbei. Heute brauche ich das Schreiben nicht mehr so wie früher. Und lange Zeit hatte ich dann das Gefühl, dass ich auch gar nicht mehr schreiben kann, dass das, was früher vollkommen mühelos und wie von selbst aus meinen Fingern geflossen ist, heute irgendwie steckt, hakt, eben nicht fließen will. Ich möchte mich aber davon wieder befreien, ich möchte wieder schreiben können, vielleicht will ich auch dieses Ventil wieder ein bisserl nutzen.
Das Jahr war nicht so ganz einfach. Es war kein schlechtes Jahr, dafür sind dann doch zu viele positive Dinge auch passiert. Wir haben ein Haus gekauft. Wir haben die Finanzierung aufgestellt, wir haben es renoviert und wir sind zum geplanten Zeitpunkt eingezogen. Das allein ist ja schon zu viel Gutes, um da noch von einem schlechten Jahr zu sprechen.
Aber es war anstrengend, das Jahr. Nichts ging von selbst, alles wollte erkämpft werden.  Vieles hat so gar nicht geklappt, wie ich mir das gedacht hab. Entscheidung konnten wochen- und monatelang nicht herbeigeführt werden, alles war irgendwie schwierig. Kompliziert. Es hat nicht so wirklich „geflutscht“. 2008 war ein Jahr, wo’s geflutscht hat. Da ist alles fast wie von selbst passiert. Was ich wollte, hat sich einfach gefügt, ist ohne mein großes Zutun wie von allein geschehen. Aber es gibt halt solche und solche Jahre.
Ich möchte mich aber nicht auf das konzentrieren, was nicht geklappt hat. Ich möchte positiv bleiben.


Toll an diesem Jahr war, wie gesagt, dass wir unser Traumhaus gefunden, gekauft, renoviert und bezogen haben. Wir sind in meine Heimatstadt zurückgezogen, wir haben einen wunderschönen Garten. Mein Sohn entwickelt sich ganz wunderbar und ich bin jeden Tag dankbar für ihn. Und jeden Tag lieb ich ihn noch ein bissl mehr als am Tag davor, obwohl ich mir jedes Mal denk, dass das eigentlich gar nicht möglich sein kann. Auch wenn es nicht geplant war, bin ich aber doch dankbar, dass ich über 2 Jahre voll bei ihm daheim bleiben durfte. Dass ich ihm so viel Zeit exklusiv widmen durfte und so viel ganz nah miterleben konnte. Ich bin dankbar, dass mein Mann und ich durch all die Tiefschläge, die wir schon gemeinsam durchgestanden haben, immer mehr zusammenwachsen. Ich habe heuer neue Freunde gewonnen, das freut mich auch total. Ich find es immer schön, wenn neue Menschen in mein Leben treten und einen – oft auch unerwarteten – fixen Platz einnehmen.

In den nicht so tollen Zeiten dieses Jahres habe ich das Häkeln für mich entdeckt. Klingt jetzt irgendwie blöd, weil eigentlich entdeckt hab ich das Häkeln ja schon vor gaaaanz langer Zeit. Aber so richtig Spaß gemacht hat mir das nie. Heuer hab ich dafür aber ein richtiges Faible entwickelt. Und so bin ich dann auch wieder zum Bloggen gekommen, über diverse Häkelblogs. Die Häkelnadel war dann ein paar Wochen quasi mein Rettungsanker. Ich hab gehäkelt und gezählt und gehäkelt und gezählt und gehäkelt und gezählt und das hat mich irgendwie bei Sinnen gehalten. Hatte ich das Gefühl. Gute zwei Wochen lang. Hauben für meinen Sohn hab ich gemacht. Und für Freunde und Freundinnen. Obst und Gemüse für seinen Kaufmannsladen. Noch mehr Hauben. Und irgendwann war dann die Wolle aus und da blieb mir dann nichts anderes über, als mich wieder der Welt zu stellen. Wolle kaufen gehen war in dieser schwierigen Zeit eine richtige Herausforderung. Wieder unter Menschen gehen. Sehen, dass das Leben weitergeht, wo meines doch für einen kurzen Augenblick stillgestanden hat. Das war hart. Und schwer. Aber ich habe die Wolle gekauft und angefangen, öfters rauszugehen. Und mein Leben wieder zu leben. Und mit jedem Tag wird es leichter. Die Zeit heilt alle Wunden. So ein blöder Spruch. Aber wahr. Zumindest viele Wunden heilen mit der Zeit. Ob man das mag, oder nicht.


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